Dieses hochkomplexe Gebilde scheint sogar das Thüringer Umweltministerium an seine Grenzen zu bringen.
Ein teurer Moderationsprozess hat kein Licht in diese Thematik gebracht. Vorbehalte, besonders der Land- und Waldbesitzer drohen das Projekt scheitern zu lassen.
Wie stehen Sie dazu und was erhoffen Sie sich für positive Effekte für unsere Region?
Wenn es so einfach wäre. Für unsere Region sieht die Sache ganz anders aus. Touristen von nah und fern? Nein, schon der Naturpark Südharz zeigt ein sehr deutliches Bild, die überwiegende Mehrheit der Besucher kommt aus dem direkt angrenzenden Umfeld. Massenhaft Einnahmen durch Touristen? Nein, die durchschnittlichen Ausgaben von Tagesausflüglern liegt pro Kopf und Tag im Naturpark Kyffhäuser bei lächerlichen 15,90 €. Erheblicher Zuwachs an gastronomischen Einrichtung und Beherbergungen? Nein, im Naturpark Kyffhäuser können ganze 16 Menschen von den Einnahmen von Touristen leben. Steigerung des Bruttoumsatzes in der Region? Nein, im Naturpark Südharz entfallen weniger als 3% des Bruttoumsatzes auf die Naturparktouristen. Das alles wird ja ganz anders, wenn es erst ein Biosphärenreservat ist? Ja klar, wer´s glaubt. Für gerade mal 6 % der Touristen spielt es überhaupt eine Rolle, dass es sich um ein Biosphärenreservat handelt.
dass mein Beitrag eher negativ bewertet wird, aber das sind Fakten, keine grünen Wunschträume. Entnommen wurden sie einer Studie, die das Ministerium selbst in Auftrag gegeben hat. Mit den Naturschutzgebieten, dem grünen Band, dem Landschaftspflegeverband usw. haben wir genug Institutionen, niemand braucht ein Biosphärenreservat, welches in erster Linie Unmengen an Geldern für den Verwaltungsapparat verschlingt. Wer sich für unsere Region, ohne eine bereits vorhandene touristische Infrastruktur und außergewöhnlichen Sehenswürdigkeiten in einer halbwegs zeitnahen Zukunft mittels eines Biosphärenreservates eine positive touristische Entwicklung erhofft, hängt Phantasien nach, die nicht in Erfüllung gehen werden. Stattdessen würde ein Biosphärenreservat aufgrund eines enormen zusätzlichen bürokratischen Aufwandes die wirtschaftliche Entwicklung deutlich behindern. Das weiß auch das Ministerium, weswegen man bis heute mit einer regressiven Informationspolitik keine Fakten vermittelt, sondern lediglich Träumer beflügelt. Statt einer negativen Bewertung könnte man ja auch Gegenargumente ins Feld führen, aber die brauchen eine Basis, die schlichtweg nicht vorhanden ist.
Es zeigt sich bei den Bewertungen zu Ihrem Beitrag sehr deutlich, wie gespalten die Ellricher Gemeinde bei diesem Thema ist.
Dabei steht außer Frage, dass die BioRes-Befürworter hauptsächlich an der finanziellen Unterstützung interessiert sind. Anders kann ich mir deren Engagement nicht erklären. Sie wollen durch den erhofften Tourismusboom kurzum gesagt Geld verdienen. Das ist nicht verwerflich, aber das ganze hat einen Haken! Dafür sollen die Eigentümer (Privatleute, Stadt, Land) von Ackerland, Wald- und Wiesenflächen doch bitteschön auf weitgehende Rechte an diesem Besitz verzichten. Vor allem die privaten Eigentümer sollen still sein und dulden, dass sie mit ihren Ländereien nicht mehr machen dürfen was sie wollen. Wir brauchen kein BioRes, denn es gibt ja den Naturpark Südharz. Und die Natur wird durch FFH-Gebiete, Vogelschutz- und Naturschutzgebiete wohl schon weitgehend geschützt. Doch es gibt ja noch die Möglichkeit europäische Geldtöpfe abzuschöpfen und so werden aus Unternehmern, die ein Stück Kuchen davon abhaben wollen, plötzlich BioRes-Befürworter. Und Unternehmer, die durch das BioRes mit hohen Auflagen rechnen, werden BioRes-Gegner. Und die privaten Eigentümer resignieren, denn sie werden ja nicht einmal im Moderationsprozess direkt angesprochen. Dort ist nur von: "Bürgern und Bürgerinnen, Betrieben, Landnutzern, Interessengruppen und -verbänden ... " (Zitat aus www.moderation-biosphärenreservat.de/faq) die Rede. Landbesitzer laufen dort wohl einfach nur unter "Bürger", wie abwertend in meinen Augen! Wer die Natur vermarkten möchte ist für mich kein Naturschützer, denn Massentourismus kann der Natur sehr schaden. Beispiele gibt es weltweit genügend dafür. Wollen wir das für Ellrich? Es geht doch nur ums Geld und das finde ich habgierig und verwerflich.
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